Milchschäferei

Milchschafe sind sehr fruchtbar und geben uns Milch für guten Schafskäse

Auf unseren Flächen grasen 100 Muttertiere. Sie gehören zu den ostfriesischen Milchschafen, dies ist eine von dem Aussterben bedrohte Schafrasse. Da Milchschafe bei uns in Deutschland wirtschaftlich keine große Rolle spielten, ist der Bestand in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Mittlerweile gibt es wieder ein paar größere Betriebe, die ostfriesische Milchschafe halten und weiterzüchten. Es gibt weiße, braune und gescheckte Tiere. Wir sind ein Herdbuchbetrieb und züchten das ostfriesische Milchschaf.

Genau wie Milchkühe sind es Hochleistungstiere. Unsere Schafe geben im Schnitt 1,5 l Milch pro Tag. Bei konventioneller Haltung wäre es mehr. Schafmilch hat hohe Fett- und Eiweißwerte, sowie viele Mineralien und Vitamine. Die Inhaltsstoffe ändern sich im Laufe des Sommers, so dass am Ende der Saison sehr hohe Fettgehalte bestehen. Auch der Geschmack wird dann intensiver. Dementsprechend muss die Milch auch unterschiedlich verarbeitet werden.

Wir melken unsere Schafe zwei Mal täglich auf der Weide. Am Anfang der Laktation geben sie viel Milch. Bis zum Herbst wird es dann immer weniger, bis sie zu Anfang des Winters dann trocken stehen. Dann sind die Schafe bereits wieder gedeckt. Sie tragen insgesamt 150 Tage bis zur Lammung im Januar.

Ab Anfang/Mitte Dezember, ca. 6 Wochen vor der Lammung, halten wir sie auf Stroh aus eigenem Anbau in großen luftigen und lichtdurchfluteten Folienzelten auf dem Hof, um die Lammung optimal betreuen zu können. Gefüttert werden die Mutterschafe mit Heu, Silage und Kraftfutter, dass wir auf unserem Hof produzieren. Milchschafe sind sehr fruchtbar und bekommen in der Regel Zwillinge, doch auch Drillinge sind nicht selten.

Die ersten Tage bleiben Mutter und Lämmer in eigenen Boxen, danach kommen sie in den Kindergarten. In dieser Gruppe stehen immer 12 Schafe mit ihren Lämmern.

Die Mütter werden nun täglich auf dem Melkstand mit Kraftfutter gefüttert, wobei die Euter kontrolliert werden. Oft kommt es vor, dass sie, insbesondere zu Beginn der Laktation, zuviel Milch haben und wir diese schon abmelken müssen.

Ein Jahr in der Milchschäferei

Frühjahr

Die Frühjahrsarbeit beginnt bei uns bereits Ende Januar mit der Geburt der ersten Lämmer. Im Stall erwarten 83 Muttertiere ihre Lämmer. Die erste Geburt ist der Auftakt des Jahresverlaufes und immer etwas besonderes. Nun geht es langsam voran, nach und nach werden die Lämmer geboren. Es gibt viele wundervolle Momente, aber auch Situationen in denen wir eingreifen müssen und die Natur ihr leidvolles Gesicht zeigt.

Die Muttertiere werden 2-3 Tage mit ihren Lämmern in eine Einzelbox gesperrt, damit sie sich in Ruhe erholen und aufeinander einstellen können. Danach kommen sie in den Kindergarten. Hier stehen immer 12 Muttern mit ihren Lämmern. In der Regel gebärt jedes Schaf 2 Lämmer. Die älteren Schafe auch oft 3. Hier werden jeweils die schwächsten Tiere sofort von der Mutter getrennt, denn sie haben weniger Chancen an die Milch zu kommen und oft gibt es Kämpfe um das Euter, mitunter führt dies zu heftigen Verletzungen des Euters, was schmerzhaft für das Muttertier ist und das Euter manchmal auch gänzlich zerstört. Damit auch die schwächsten Lämmer eine Lebenschance erhalten, kommen sie zu jeweils fünf Lämmern in eine Lammbucht und bekommen Milch in Eimern mit Nuckeln.

Täglich werden alle Euter kontrolliert und nachgemolken, damit es keine Euterentzündungen gibt. Nach 7 Tagen kommen die Schafe mitsamt ihren Lämmern in die Herde. Bis zum Ende der Lammzeit ist der Stall getrennt in die Herde mit Lämmern und die Muttertiere, die noch lammen werden.

Sobald die Muttertiere fressen und der Stall so größere Freiflächen preisgibt, fangen die Lämmer an zu toben und spielen fangen. Je größer die Lämmeranzahl, desto turbulenter geht es im Stall zu. Die Lebendigkeit und die pure Lebensfreude ist im ganzen Stall zu spüren und dies macht die Zeit zu einer der schönsten des Jahres. Sobald die Sonne scheint, können die kleinen und großen Schafe auf die Weide und tollen im Frühlingsschein herum. Die Rufe der Mütter und das Antworten der Kleinen erfüllt die Gegend.

Während Sibylle Himstedt den Tag in der Käserei mit der Käseherstellung verbringt, läuft auch der Ackerbau auf vollen Touren. Es wird gestriegelt, um das Unkraut klein zu halten. Weideflächen gemäht, siliert oder verheut und alles wieder eingefahren. Die Getreideernte kommt hinzu und das Winterfutter wird immer mehr.

Auf dem Acker beginnen nun die Frühjahrsarbeiten, es wird Gras und Korn gesät und die Weiden gepflegt.

Nach 4-6 Wochen werden die Lämmer behutsam von den Muttertieren getrennt. Die Schafe werden gemolken, die Milch verkäst und die Lämmer kommen schon bald auf größere Naturschutzflächen und wachsen dort langsam heran.

Den ersten Käse könne Sie ab Mitte/Ende Februar bei uns im Hofladen beziehen oder bei unseren Abnehmern.

Die Lämmer werden auf immer neue Weiden gebracht, täglich gesteckt und wachsen langsam auf. Es gibt nun zwei Lämmergruppen- die weiblichen und die männlichen Tiere. Wir wählen Tiere für die Nachzucht aus , die auf dem Hof verbleiben werden.

Sommer

Nach einem turbulenten Frühjahr geht das Jahr nun weiter in einen arbeitsreichen Sommer. Die Käserei läuft auf Hochtouren. Der Tag startet früh am Morgen und endet spät am Abend mit dem täglichen Melken. Das Melken findet mobil auf den Weiden statt. Dort steht ein großer Melkstand der etwa alle 2 Wochen mitsamt den Schafen die Weide wechselt. Im Juni werden die Schafe nochmals geschoren und die Klauen gepflegt. Ab August beginnt es mit den Schlachtungen. Wir bringen die Tiere zu Schlachtereien mit Biozulassung und vermarkten sie regional an unsere Wiederverkäufer und direkt im Hofladen. Im August werden die Mutterschafe in Gruppen aufgeteilt und verschiedene Böcke kommen für 6-8 Wochen dazu, fünf Monate tragen die Schafe bis zur Lammung.

Herbst

Langsam werden die Tage wieder dunkler und kürzer. Das Melken beginnt später, da wir auf der Weide ans Tageslicht gebunden sind. Die Milchmenge geht zurück und es wird nur noch morgens gemolken, danach verkäst. Die Lämmergruppen werden weiterhin täglich gesteckt und auf verschiedene Weideflächen gebracht. Weiden werden nachgemäht, Schafe auf die immer wechselnden Flächen gefahren, das Winterfutter wird immer mehr und mehr und muss ordentlich gelagert werden.. Der Acker wird für das nächste Jahr vorbereitet oder eingesät. Der Stall wird langsam winterfest gemacht. Auf den Streuobstwiesen werden Äpfel geerntet und zu Saft verarbeitet.

Winter

Der Winter ist für die Natur, Pflanzen, Tiere und Menschen eine Ruhezeit. Viel zu oft wird das vergessen. Bei uns beginnt es ruhiger zu werden mit dem Ende der Melkzeit. Die Schafe geben nur noch wenig Milch, sie haben schon die Lämmer im Bauch. Wir beenden die Saison. Die Schafe kommen auf weite Winterflächen und müssen nur noch jeden Tag weitergesteckt werden. Bis sie - je nach Witterungsverhältnissen- Mitte Dezember in den Stall einziehen. Ihre Wolle ist bereits wieder dick und füllig, sie werden nun geschoren, damit die Lämmer das Euter gut finden können und die Melksaison im kurzem Kleid beginnt. Nun beschränkt sich die Hofarbeit vor allem auf die Versorgung der Schafe und alle Arbeiten die in der Fülle des Sommers liegengeblieben sind, wie Baumaßnahmen, Reparaturen, Gehölze setzen und vieles mehr. Außerdem geht die Schlachtung der Lämmergruppen weiter bis in den Frühling hinein. Im Winter können sie vor allem folgende Produkte kaufen: Lammfleisch und -wurst, Felle und länger gereifter Käse.

Lammfleisch gehört zum Schafskäse dazu

In den letzten Jahren haben wir verschiedene Aufzuchtalternativen ausprobiert. Wir begannen mit der muttergebundenen Aufzucht. Da Schafe in der Regel 2-3 Lämmer bekommen, ist der Konkurrenzdruck am Euter der Mutter enorm und die Milch nicht immer ausreichend. Die Euter waren nach 42 Tagen oft schlecht melkbar durch Entzündungen und Verletzungen.

Die muttergebundene Aufzucht wird vor allem in ökologischen Kuhbetrieben immer beliebter. Der Unterschied ist natürlich die Milchleistung. Milchkühe wurden in den vergangenen Jahrzehnten auf ihre Milchleistung gezüchtet und geben nun viel mehr Milch als ein Kalb trinken könnte. Zudem ist es möglich eine Ammenhaltung anzubieten, so dass eine Kuh mehrere Kälber tränkt. Das lassen Kühe auch zu. Milchschafe hingegen haben nicht soviel Milch, dass sie gut 2-3 Lämmer tränken können und noch immer Milch zum Melken für die Menschen haben. So verzichten wir auf die Milchverarbeitung, was jedoch unsere finanzielle Grundlage ist. Damit wären Käse und Lammfleisch noch einmal deutlich teurer.

Aber auch der Arbeitsalltag der Lämmeraufzucht muss gut durchdacht sein. Zu Beginn mit 60 Milchschafen war es noch möglich die Lämmer mit auf den Melkstand laufen zu lassen und später wieder mit mit den Müttern zurück in den Stall. Oder auch die Lämmer durch sortieren vorher in eine Art Kindergarten zu bringen. Nun ist die Herde jedoch deutlich angewachsen, so dass 150 Schafe und somit bis zu 300 Lämmer diesen Prozess durchlaufen würden. Dies ist ein enormes Unterfangen! Wir versuchen hier noch gute Möglichkeiten umzusetzen.

Zur Zeit wird die Lämmeraufzucht nach Bedarf geregelt. Manche Schafe behalten ihre Lämmer ganz, manche behalten ein Lamm- je nach Milchmenge und Gesundheitszustand der jeweiligen Tiere. Viele Lämmer ziehen wir aber auch mit Milchtränken selber auf.

Warum wir in welcher Situation wie entscheiden, ist eine sehr komplexe Angelegenheit. Um hierüber mehr zu erfahren, können Sie gerne an einer unserer Hofführungen teilnehmen. Dabei bekommen Sie einen realistischen und vollumfänglichen Einblick in die ökologische Schafmilcherzeugung. In jedem Falle kommen alle Lämmer nach der Milchtränkezeit von 45 Tagen auf die Weiden unseres Betriebes. Denn ganz besonders wichtig ist uns, dass die Tiere auf dem Hof groß gezogen werden und wir sie hier regional vermarkten. Wir sehen unsere Verantwortung darin, ihnen ein artgerechtes Leben zu ermöglichen und das bis zum Schluss.

Unter anderem pflegen sie Naturschutzflächen und wertvolle Naturoasen, wie z.B. die Derneburger Teiche- ein beliebtes Spaziergänger Areal von der Paul-Feindt-Stiftung. Besucher*innen können verschiedenste Vögel sehr gut beobachten.

Da die Lämmer langsam mit viel Luft und Bewegung aufwachsen, benötigen sie auch einige Zeit, um schlachtreif zu sein.

In der konventionellen Aufzucht werden Lämmer in sehr engen Ställen gehalten, damit sie nicht viel Bewegung haben. Sie bekommen Kraftfutter, um schnell auf ein passendes Gewicht zu kommen. Unsere Lämmer werden mit ca. 8 Monaten geschlachtet und sind bis dahin natürlich gewachsen. Das Fleisch des ostfriesischen Milchschafs ist von Natur aus sehr zart und mild.

Wir schlachten in regelmäßigen Abständen das ganze Jahr über und nehmen immer gerne Bestellungen für frisches Fleisch entgegen. Tiefkühlware liegt meist vor. Unsere Lämmer werden zu einem reinen Schafschlachter nach Salzgitter gebracht. Das ist nur 12 km von uns entfernt. Da die Lämmer immer mit dem Anhänger die Weiden wechseln, stellt der Transport keine Stresssituation dar. Die Verwurstung übernimmt ein Bio Metzger, der auch in unserer nahen Umgebung ist. Dort bringen wir dann lediglich das Fleisch hin.

Wir hoffen, Sie können das Fleisch genießen und bedenken, dass es ohne Lamm keine Milch und keinen Käse gäbe. Auch beim Ackerbau ist der Tierbestand in der ökologischen Landwirtschaft nicht wegzudenken. Denn der organische Dünger erhält und fördert die Bodenfruchtbarkeit.

Milchgewinnung

Die Mutterschafe werden von Frühling bis Herbst gemolken. Rund um Söhlde wechseln ihre Futterweiden und dort kann der tägliche Melkvorgang beobachtet werden. Zusätzlich zum nahrhaften Kleegras bekommen sie weiterhin Kraftfutter aus eigener Produktion.

Wir haben einen mobilen Milchwagen, der täglich zu den Schafen fährt und die Milchkannen, sowie alles Melkzubehör transportiert. Die Weide wird morgens weitergesteckt, so dass die Schafe nach dem Melken auf frisches Futter laufen.

Zur Zeit melken wir zwischen 90-100 Tiere. Immer 12 Schafe passen auf unseren Melkstand. Ein Durchgang benötigt etwa 12-15 Minuten Zeit. Die Tiere müssen vorgemolken und die Euter geputzt werden, dann werden die Melkzeuge angesetzt, das dauert 1,5- 3 Minuten. Pro Schaf werden am Anfang der Laktation 2,5-4 l pro Schaf und Tag gemolken am Ende der Laktation nur noch 1l und weniger pro Schaf. Nach dem Melken, werden die Euter mit einem desinfizieren Balsam besprüht. Wenn alle zwölf Schafe fertig sind, gehen sie gemeinsam zurück auf die Weide.

Nach ca. 1,5 Stunden sind alle Schafe wieder beisammen. Wir können alles in den Hänger bringen und den Melkstand saubermachen. Zurück auf dem Hof wird die Milch auf 4-6°C runter gekühlt. Nun müssen die Melkzeuge, Kannen, Zubehör und Wagen gereinigt werden.

Dieser Vorgang wird morgens und abends durchgeführt, von Ende Februar bis Mitte Juli. Dann geben die Schafe weniger Milch, so dass wir nur noch morgens melken bis etwa Ende Oktober.